Vom ewigen Zauber der Natur
Ausstellung mit Bildern des Chilenen Julio Utreras Rojas in der Galerie Arauco
von Bernd Zachow
Eine sensible Verbindung von europäischer Kunst-Moderne und lateinamerikanischer Denk-Tradition repräsentieren die Bilder des Malers Julio Utreras Rojas, die jetzt in der Galerie Arauco am Trödelmarkt zu sehen sind.
Julio Utreras Rojas stammt aus der Stadt Chillan im Herzen Chiles. Wenn er mit seiner Malerei den „Zauber der Natur“ beschwört, dann geht es dabei nicht um eine verblasene Romantik, sondern um die zeitgenössische Manifestation uralter indianisch-magischer Vorstellungen von Seelen-Vögeln, Lebensbäumen, von allerlei überirdisch schönen Waldnymphen und von "La Pachamama", der Mutter Erde.
Zur Verbildlichung dieser archaischen Themen und Motive überraschend gut geeignet erweisen sich gestalterische Methoden, die im 20. Jahrhundert die europäischen Kubisten, Futuristen und Surrealisten entwickelt haben.
Souveräne Unbefangenheit
Der chilenische Künstler von heute bemächtigt sich mit souveräner Unbefangenheit vieler Erfindungen der klassischen Moderne. Deren praktische Anwendung hat in seinem Fall jedoch nichts Epigonales.
Julio Utreras Rojas entwickelte vielmehr aus diversen Zitaten eine ganz eigenständige Symbol-Sprache. Damit gestaltet er Darstellungen von Natur-Vorgängen wie zum Beispiel viele Bilder, die das stürmische Flattern von Vogelflügeln oder die im Herbst von den Bäumen fallenden bunten Blätter simulieren. Dennoch sind all diese Gemälde ganz und gar anti-illusionistisch. Zu sehen ist lediglich ein virtuoses Spiel mit sanftfarbigen Flächen und eleganten Linien.
Das wirkt auf den ersten Blick vor allem harmonisch und ornamental, bietet aber letztlich viel mehr. Diese Bild-Kompositionen vermitteln dem europäischen Betrachter auf sympathisch unaufdringliche Art eine Ahnung vom Geist und von der Poesie eines fernen Landes und einer fremden Kultur.
Welt als komplexe Einheit
In dieser versteht man (anders als bei uns) die Welt offenbar als eine komplexe Einheit, in der alle dunklen, melancholischen Töne das Lichte notwendigerweise ergänzen.
Manche der bei Arauco gezeigten Malereien erscheinen nicht zufällig wie Illustrationen zu den bilderreichen Versen, mit denen Pablo Neruda, der berühmteste Dichter Chiles, einst die Natur seines Heimatlandes rühmte.
"Ein Zweig ward geboren, inselgleich, ein Blatt nahm Schwertgestalt an, eine Blume wurde Blitz und Meduse… Der Kolibri bewahrte des Blitzes ursprünglichen Funken, und seine winzigen Flackerfeuer brannten in der unbeweglichen Luft."
BERND ZACHOW
Arauco, Trödelmarkt 13: Julio Utreras Rojas/„Zauber der
Natur“.
Bis 4. März 2017, Mo.–Mi. 11–13 und 14–18 Uhr, Do.-Fr. 11–13 und
14–19 Uhr. Sa. 11–16 Uhr.
Weitere Informationen im Internet
auf www.arauco.de
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