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Foto: Erhält zwei Auszeichnungen für sein Engagement: Der in Nürnberg lebende Pfarrer Heinz F. Dressel. Foto: Esteban Cuya
Foto: Erhält zwei Auszeichnungen für sein Engagement: Der in Nürnberg lebende Pfarrer Heinz F. Dressel. Foto: Esteban Cuya

Hunderte Leben gerettet

Menschenrechts-Auszeichnungen für Pfarrer aus Nürnberg

NÜRNBERG - Wirklich geheuer ist Pfarrer Heinz F. Dressel die ganze Geschichte noch nicht: «So unmündig bin ich noch nie gereist«, schmunzelt er. Heute Abend wird er nach Argentinien fliegen, um in Buenos Aires am 7. August gleich zwei Ehrungen entgegen zu nehmen, die er - für ihn selbst völlig überraschend - als Anerkennung für sein Lebenswerk erhält. Geplant hat der in Marktredwitz Geborene die Reise nicht wie sonst in Eigenregie. Sie wurde organisiert vom «Colectivo de Exiliados«, einer Organisation, in der sich Exilanten aus Chile, Argentinien und Brasilien zusammengeschlossen haben. Sie sind es auch, die den ehemaligen Pfarrer für die Ehrungen vorgeschlagen haben.

Vor Pinochet geflohen

Eines der Mitglieder lebt ebenfalls in Nürnberg. Alejandro Franco Arratia ist Chilene und musste 1977 überstürzt vor der Militärdiktatur Pinochets fliehen. «Ich saß 1975 schon einmal im Gefängnis, zwei Jahre später wurde ich dann wieder verfolgt«, erinnert sich der 57-jährige Galerist. Über mehrere Umwege kam er nach Bochum, wo er Pfarrer Dressel traf, der damals das Ökumenische Studentenwerk leitete - und durch die Vermittlung eines Stipendiums hunderte Flüchtlinge, nicht nur aus Lateinamerika, sondern auch aus Asien und Afrika, vor der Rückkehr und damit vor Folter und Verfolgung bewahrte. «Er hat mir mein Leben gerettet«, sagt Franco Arratio. «Hätte ich wieder nach Chile zurück gemusst, hätte das wahrscheinlich meinen Tod bedeutet.« Dressels Hilfe ermöglichte ihm das Geld fürs Studium und somit die Aufenthaltsgenehmigung.

Dressel selbst will seine Verdienste gar nicht so hoch ansiedeln:«Es waren viele Mitarbeiter beteiligt«, sagt er bescheiden. Dressel galt allerdings als ausgesprochener Lateinamerika-Kenner, da er 15 Jahre in Brasilien für die evangelische Kirche tätig gewesen war. «Ich habe in den 70er Jahren gespürt, dass in Chile und Argentinien ähnliches bevorsteht wie zuvor schon in Brasilien«, berichtet der Theologe. Sprich: Ein Militärputsch mit grausamen Folgen für die Bevölkerung.

«Nicht vergessen«

Jetzt ehren Argentinien und Chile sein Engagement in einer gemeinsamen Zeremonie im Palacio San Martín in Buenos Aires. Auszeichnung Nummer eins kommt aus Argentinien: Außenminister Jorge Taiana wird Dressel für seine Verdienste um die Menschenrechte einen Orden überreichen. Außerdem bekommt er eine Würdigung vom chilenischen Botschafter in Argentinien, Luis Maira, die nach dem chilenischen Unabhängigkeitskämpfer Bernardo O‘Higgins benannt ist. Dressel habe, so heißt es in einer Mitteilung des «Colectivos de Exiliados«, Menschen unabhängig ihrer politischen Überzeugungen, ihres Glaubens oder Nationalität gerettet.

Der Pfarrer im Ruhestand freut sich über die Ehre. Dass sich beide Länder in einem gemeinsamen symbolischen Akt zusammentun, sei immerhin ein Eingeständnis und auch eine Anerkennung für das Exilianten-Kollektiv. Menschenrechtsverletzungen gäbe es aber nach wie vor: «Das darf nicht vergessen werden.«

Susanne Helmer
Nürnberger Nachrichten
02.08.2007

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