Zwischen Folklore und Pop
NÜRNBERG — Gleicht sich das Wetter dem Festival an oder umgekehrt? Selten passten beim Bardentreffen das warme Sommerwetter und der mediterrane Themenschwerpunkt so gut zusammen: Tarantella tanzen lässt sich am besten, wenn es so richtig heiß ist. Und er lebt, dieser süditalienische Tanzstil, der angeblich einst erfunden wurde, um das Gift der Tarantel schnellstmöglich wieder aus dem Körper zu schütteln.
Allerdings kleidet er sich inzwischen in ein ziemlich zeitgemäßes Gewand — ohne die Wurzeln, die Ursprünge, die ethnische Herkunft zu verleugnen. So atmet die Tarantella bei der sardischen Gruppe "Tancaruja", die den Freitag auf der Insel Schütt eröffnete, entspannte Zeitlosigkeit und postmoderne Multidimensionalität.
Akustische Instrumente
Musik, die man so oder ähnlich wahrscheinlich auch um 1800 auf Sardinien gespielt hat, mit akustischen Instrumenten, exzessivem Schlagwerkeinsatz und intensiv melodischem Harmoniegesang zweier starker Frauenstimmen. Ebenso hypnotisch zelebriert an der selben Stelle Eugenio Bennato seine "Nueva Tarantella", die den Horizont in Richtung Weltmusik erweitert.
Vielschichtig auch, womit Tony Mourtzis und sein "Orfeo Greco Ensemble" den Trödelmarkt verzaubern: Alexis-Sorbas-Seligkeit und Pop-Querverweise werden untrennbar eins. Kommt hier die Folklore noch subtil durch die Hintertüre, wird sie beim "Irish Folk"-Schwerpunkt auf dem Hauptmarkt zum unüberhörbaren Zentrum.
Ob es nun die "Black Sheep" aus Deutschland mit angerockten Jigs und Reels krachen lassen oder "Chevron, Harrigan and Woods" an jene glorreichen Zeiten erinnern, als legendäre Formationen wie die "Pogues" Punk und Folk zu etwas Neuem, Revolutionärem verschmolzen haben, ist eigentlich egal. Diese Botschaften von der Grünen Insel fahren genauso gnadenlos ins Tanzbein, wie die Tarantellas und sind bestimmt kein Stoff zum faulen Herumsitzen. Es ist Partyzeit!