Ungewöhnliche Bilderwelt voller Schiffe
Beeindruckendes Naturtalent: Der erst siebenjährige Moritz Boldt stellt bei Arauco aus
Vor der Vernissage in der Galerie Arauco hat Moritz noch schnell den roten Punkt unter einige Bilder geklebt. Unverkäuflich heißt das. Klar, jeder Künstler hat seine Lieblingswerke, von denen er sich nicht trennen mag. Das Gemälde von der Leerstetter Schleuse etwa, Moritz’ erstes mit Acryl-Farben gemaltes Bild, das er seinem Vater zum Geburtstag schenkte, gehört dazu. Oder das Bild mit den vielen Schiffen und Kränen, das ihn an eine besonders schöne Zeit bei den Großeltern in Wendelstein erinnert.
Wenn Moritz Boldt, gerade sieben Jahre alt, von seinen Bildern und ihren Geschichten erzählt, dann unterscheidet er sich eigentlich nicht von gleichaltrigen Kindern. Ganz anders verhält sich das mit seinen Zeichnungen und Malereien – die würde man einem Siebenjährigen ganz sicher nicht zutrauen.
Moritz ist ein Naturtalent, vielleicht sogar ein Wunderkind. Perspektivisches Zeichnen, das Gefühl für Farbe und Bildaufbau – was jeder Künstler mehr oder weniger mühsam erlernen muss, scheint ihm in die Wiege gelegt worden zu sein. Wobei noch eine scharfe Beobachtungsgabe und ein außergewöhnliches Gedächtnis hinzukommen.
Schon mit drei Jahren habe Moritz keine einfachen Kinderbilder mehr gemalt, erzählt sein Vater, der Nürnberger Autor und Gitarrist Michael Lösel. Das älteste Werk der Ausstellung stammt von 2004 und zeigt eine erfundene Stadt aus der Obenaufsicht mit Sonne und Schiff, Kreuzen, die für Kirchen stehen, und in die Fläche umgeklappten Bäumen. Die kindliche Handschrift ist natürlich deutlich zu sehen, doch wie der damals Vierjährige hier eine Stadtansicht komponiert, darüber kann man nur staunen.
Das «Frühwerk» verweist zugleich auf die zwei Hauptmotive des kleinen Künstlers: Städte – und vor allem Schiffe, seltsamerweise fast nie Menschen und keine Tiere. Stattdessen sieht man Massengutfrachter, Stückgutfrachter, Schnellfrachter, Segelboote. Moritz kennt sie alle – aus Büchern, von den Ausflügen zum Kanal, von Reisen ans Meer. Manchmal packt er auch seine ganze Welt, inklusive Schüsseln mit dampfenden Knödeln, in die Ozeanriesen.
Schiffe findet der kleine Künstler einfach toll, «weil es sie in allen Farben gibt und weil sie schwimmen können». In seinen Bildern lässt er sie weiten Horizonten entgegenstreben oder er umgibt sie mit Kränen, Hochhäusern, Brücken und Flugzeugen am Himmel. Immer verblüfft dabei der ausgeprägte Sinn für Perspektive und räumliche Bildkomposition. Am beeindruckendsten sind die Schwarzweiß-Zeichnungen, in denen Moritz sich bereits als echter Meister in der Kunst des Weglassens erweist.
«Moritz malt, wo er sitzt und steht», sagt Vater Michael mit nachdenklichem Lächeln. Stifte und Papier hat er deshalb immer dabei, wenn er mit seinem Sohn unterwegs ist. Insgesamt rund 300 Arbeiten, fast alles Filzstiftzeichnungen, sind bei Arauco ausgestellt und haben bereits so gestandene Künstler wie den Nürnberger Maler Harri Schemm schwer beeindruckt. Der Erlös aus dem Bilderverkauf soll übrigens in Moritz’ Besuch der Kinderakademie in Erlangen investiert werden – ein privates Förderzentrum für Hochbegabte.