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Die Küste seines Heimatlandes sind für den spanischen Maler Jesús Martín Sánchez keine sonnigen Plätze der Erholung, sondern Orte des Scheiterns - für Migranten ebenso wie für die ausgesetzen Tiere. Hier zwei Werke aus seiner Serie "Räume der Stille§   Foto: privat
Die Küste seines Heimatlandes sind für den spanischen Maler Jesús Martín Sánchez keine sonnigen Plätze der Erholung, sondern Orte des Scheiterns - für Migranten ebenso wie für die ausgesetzen Tiere. Hier zwei Werke aus seiner Serie "Räume der Stille§ Foto: privat

Schönheit und Schrecken

Galerie Arauco zeigt Werke des Spaniers Jesús Martín Sánchez

von Bernd Zachow

Auf dieser Welt ist alle Schönheit Auf dieser Welt ist alle Schönheit untrennbar verbunden mit Leid und Vergänglichkeit. Vor allem diese traurige Tatsache beschäftigt den spanischen Künstler Jésus Martín Sánchez, dessen Gemälde derzeit in der Galerie Arauco zu sehen sind.

In der Kunst der spanischsprachigen Länder sind Bild und Poesie seit jeher eng miteinander verknüpft. Das unterstreicht Martín Sánchez, indem er einigen seiner Bilder ein paar Zeilen aus der berühmten „Hymne an die Schönheit“ des französischen Dichters Charles Baudelaire (1821–1867) beigibt: „Kommst du vom Himmel oder aus den nächtlichen Schlünden, O Schönheit? Dein Blick ist höllisch und göttlich zugleich. Du trittst auf Leichen und kannst ihrer lachen, das Schreckliche ist dir Schmuck, der dich reizvoll umschmiegt.“

Wie der von ihm bewunderte Baudelaire, so sieht auch Martín Sánchez das schrecklich Schöne zum Beispiel im Meer und in „seiner Wellen unendlich rollendem Grauen“ symbolisiert. Die wild-romantischen Küsten seines Heimatlandes, für die Touristen aus aller Welt nur sonnige Plätze der Erholung, sind für den politisch denkenden Künstler heute in erster Linie Orte tragischen Scheiterns. Wie lebendiges Treibgut spült das Meer ungezählte Menschen aus Afrika an die Strände Spaniens, wo man sie alles andere als willkommen heißt.

Entwurzelt und hilflos

Die Migranten sind entwurzelt, orientierungs- und hilflos. Sie fühlen sich in ihrer neuen Umgebung ebenso wenig wohl wie Zebras, Elefanten oder Nashörner, wie Martín Sánchez mit mehreren seiner Bilder andeutet. Den Überlebenskampf  der „illegalen“ Zuwanderer zeigt uns der Maler in der Gestalt des „Mantero“. Die Manteros sind mobile Händler ohne Gewerbeschein. Ständig auf der Flucht vor den staatlichen Ordnungskräften, schleppen sie ihre armseligen Waren hastig von einem Ort zum andern.

Als Transportmittel dient meist ein „Tarn“-Sack, bestehend aus einem Segeltuch-Rechteck, das an den vier Ecken gezipfelt und von einer Schnur zusammengehalten ist. Potenzielle Kunden für die Angebote der Afrikaner sind auf den Gemälden übrigens nirgendwo zu sehen. Die Manteros irren über Sandstrände, die öde und menschenleer unter dunklen, tief hängenden Wolkenhimmeln liegen.

Düstere Weltsicht

Dieser düsteren Weltsicht entsprechen auch die ausgestellten Stil-Leben des Malers. Sie zeigen durchweg tote oder absterbende Natur im Stil traditioneller Vanitas-Darstellungen. Mit diesem Bildtypus veranschaulichten Barockkünstler die im Alten Testament dem weisen König Salomon zugeschriebene Auffassung, dass alles Irdische „eitel“ und zum Untergang verurteilt ist.

Als versöhnliche Sinnbilder des sich – trotz alledem – hartnäckig immer wieder erneuernden Lebens interpretiert Jésus Martin Sánchez die nach dem Bombenkrieg wieder aufgebaute Nürnberger Altstadt, die er während eines Besuches in der Noris zweimal gemalt hat.

BERND ZACHOW

 

Arauco, Trödelmarkt 13: Jesús Martín Sánchez - Räume der Stille

Bis 17. Juni 2017, Mo.–Mi. 11–13 und 14–18 Uhr, Do.-Fr. 11–13 und
14–19 Uhr, Sa. 11–16 Uhr.

Weitere Informationen im Internet
auf www.arauco.de

Nürnberger Nachrichten - Kultur und Freizeit

 

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Bernd Zachow
Nürnberger Nachrichten
Samstag, 6. Mai 2017

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