Menschen am Strand
Abel Peñalba zeigt seine Fotos in der Galerie Arauco
VON STEFFEN RADLMAIER
„Zeitlupe“ heißt eine wunderschöne Fotoausstellung, die der in Nürnberg lebende Argentinier Abel Peñalba in der Galerie Arauco zeigt.
Die Welt ist bekanntlich klein. Vor ein paar Jahren wollte sich der Galerist Alejandro Franco, gebürtiger Chilene, beim SommerNachtsFilmFestival einen seiner Lieblingsfilme noch einmal ansehen. In dem preisgekrönten argentinischen Thriller „Moebius“ von Gustavo Mosquera aus dem Jahr 1996 verschwindet auf geheimnisvolle Weise ein ganzer U-Bahn-Zug in Buenos Aires.
Was Franco damals noch nicht wusste: „Moebius“-Kameramann Abel Peñalba lebte zu der Zeit bereits in Nürnberg.
Jedenfalls lernten sich die beiden Lateinamerikaner bei dem Festival kennen – und die Galerie Arauco präsentiert jetzt die erste Fotoausstellung von Abel Peñalba, der vor zehn Jahren der Liebe wegen nach Nürnberg gekommen ist. Seine deutsche Frau, eine Lehrerin, hat er in Montreal kennengelernt. Denn ursprünglich wollte Peñalba eigentlich nach Kanada auswandern, weil er mit der Situation in seiner Heimat unzufrieden war.
Zehn Kinofilme
Der 49-Jährige wuchs in Buenos Aires auf, studierte Musik und machte eine Ausbildung zum Fotografen, bevor er an der dortigen Filmhochschule studierte und Kameramann wurde. Bei zehn Kino-Spielfilmen stand Peñalba hinter der Kamera, daneben arbeitete er als Werbefotograf.
Der Umzug nach Deutschland bedeutete einen harten Schnitt in der Karriere des Argentiniers: „Ich musste wieder bei Null anfangen. Nürnberg ist nicht gerade ein Zentrum der Filmindustrie“, sagt Peñalba. „Vielleicht war ich auch zu naiv. Ich hatte plötzlich keinerlei Kontakte mehr und überdies mit der deutschen Sprache zu kämpfen.“
Inzwischen aber hat er sich hier eingewöhnt und auch beruflich einigermaßen Fuß gefasst. Er dreht im Auftrag Video-Clips undWerbefilme, darüberhinaus hat er die Fotografie wieder für sich entdeckt: „Die Möglichkeit, etwas zu zeigen, das wirmit unseren Augen allein nicht sehen können, reizt mich besonders an der Fotografie.“
Je spielerischer Abel Peñalba mit seinen Motiven umgeht, desto malerischer ist die Wirkung. Seine Ausstellung kreist um zwei Schwerpunkte: Zum einen sind impressionistische Aufnahmen von Meeresküsten und Sandstränden zu sehen, zum anderen abstrakte Bilder in leuchtenden Farben. Auf den ersten Blick wirken die Fotografien, die in einer streng limitierten Auflage erscheinen, wie gut komponierte Gemälde oder heitere Cartoons. Extreme Formate haben es Peñalba angetan: Seine überaus ästhetischen Bilder (oft hinter Acryl) wirken in Minigröße ebenso wie in XXL.
Meist sind Menschen auf den Fotos zu sehen, wie verloren, vereinzelt und in Gruppen, aus großer Distanz und leicht unscharf, blau ist die beherrschende Farbe. Die Bilder stecken voller Geheimnisse und Geschichten.
Kein Wunder, meint Peñalba, der mit seiner Kamera geduldig wie ein Jäger auf den richtigen Moment lauert.
„Heutzutage kann jeder Fotos machen“, sagt er, „und trotzdem macht jeder andere Fotos.“ Mit knapp 50 fühlt er sich endlich reif für die Fotokunst und eine eigene künstlerische Handschrift.
Diese Fotografien sind das Ergebnis seiner eigenen Lebensgeschichte. „Früher hätte ich die nicht so machen können.“
Abel Peñalba beruft sich auf den amerikanischen Foto-Pionier Ansel Adams, wenn er sagt: „Man fotografiert nicht nur mit der Kamera. Bilder sind auch das Ergebnis der Musik, die man gehört hat, der Bücher, die man gelesen hat und der Frauen, die man geliebt hat.“ Keine Frage, dieser Fotograf ist auch ein Poet.
Die Fotos von Abel Peñalba sind bis zum 14. Mai in der Galerie Arauco, Trödelmarkt 13, zu sehen. Infos: www.arauco.de
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