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Foto: Pfarrer Heinz F. Dressel, der argentinische Außenminister Jorge Taiana und der chilenische Botschafter in Argentinien, Luis Maira (v. li.), bei der Preisverleihung in Buenos Aires.
Foto: Pfarrer Heinz F. Dressel, der argentinische Außenminister Jorge Taiana und der chilenische Botschafter in Argentinien, Luis Maira (v. li.), bei der Preisverleihung in Buenos Aires.

Lebensretter aus Nürnberg

Pfarrer Heinz F. Dressel wurde in Lateinamerika für seinen Einsatz geehrt

NÜRNBERG - Noch sind die Eindrücke der Reise frisch. Heinz F. Dressel sitzt in seinem Arbeitszimmer, umgeben von einer Flut an Büchern, Kunstwerken und Dokumenten, die alle mehr oder weniger etwas mit Lateinamerika zu tun haben. «Er lebt in dieser Welt», sagt seine Frau Ilse. «Diese Welt», das ist Lateinamerika, vor allem Brasilien, wo Dressel 15 Jahre lang für die evangelische Kirche tätig war. Einer seiner Söhne lebt und arbeitet heute im Süden des Landes.

Der Pfarrer im Ruhestand berichtet, wie zu den beiden Auszeichnungen noch zwei weitere kamen. Eine davon wurde ihm in São Paulo von einem ihm bekannten Gesicht überreicht: Der Gouverneur von São Paulo, José Serra, war selbst brasilianischer Exilierter und konnte nur durch Dressels Hilfe das Land verlassen. Ein bewegendes Wiedersehen. Geehrt wurde Dressel zudem von Vertretern eines ökumenischen Menschenrechtskomitees in Paraguay im Museo de las Memorias, einem früheren Folterzentrum. «Dort wurde betont, dass es sich nicht um einen Staatsakt handele. Denn dieser Staat habe kein Recht, Verdienste um die Menschenrechte zu würdigen», erzählt Dressel.

Im Rückblick ist er selbst geschockt davon, dass er in den 50er und 60er Jahren nur wenige Hundert Kilometer weiter in Brasilien gearbeitet hat und nichts wusste von den Vorgängen in Paraguay unter Diktator Alfredo Stroessner: «Ich hab’ da gearbeitet wie im friedlichen Bayerischen Wald.»

Stipendien verschafft

Sich selbst stellt der Mann mit der tiefen Stimme nie in den Mittelpunkt. Er betont, dass er ohne Mitarbeiter und Kontaktmänner niemals so helfen hätte können, wie er es als Leiter des Ökumenischen Studentenwerks in Bochum getan hat. «Dass meine Arbeit eine derart nachhaltige Wirkung zeigen würde, hätte ich mir damals nicht erträumt», sagt Dressel heute. 1972 übernahm er das Institut. Und rettete in den folgenden Jahren das Leben Hunderter Menschen, die vor den grausamen Militärdiktaturen in ihren Heimatländern fliehen mussten, indem er ihnen Stipendien und damit die Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland verschaffte. «Auch mit Blick auf die Vergangenheit in Deutschland war mir klar: Wir, das heißt die Kirche, dürfen nicht wegsehen.»

Bester Beweis dafür, wie überlebenswichtig seine Arbeit war, sind die Mitglieder des «Colectivo de Exiliados», einer Organisation, in der sich Exilanten aus Chile, Argentinien und Brasilien zusammengeschlossen haben. Und sie geben etwas zurück von der Hilfsbereitschaft, die sie erfahren haben: «Ein sehr großer Teil der Exilanten ist heute sozial und gesellschaftspolitisch engagiert.»

Trotzdem war der Pfarrer sehr skeptisch, als er zu seiner Reise aufbrach. Die Bilanz fällt positiv aus. Nicht wegen der Ehrungen, sondern weil nach Jahrzehnten des Schweigens und der Verdrängung nun «Türen geöffnet wurden». Alleine, dass Chile und Argentinien ihn in einer gemeinsamen Zeremonie ehrten, versteht er als «halbes Wunder». Und es freut ihn, dass die Presse dort breit über die Verleihung der Orden durch Argentiniens Außenminister Jorge Taiana und Chiles Botschafter in Argentinien, Luis Maira, berichtete. «Die Aufarbeitung beginnt. Das ist unwiderruflich.» Nun könne der Faden weitergesponnen werden: «Es gibt noch viel zu tun.» Denn Menschenrechtsverletzungen, da macht er sich nichts vor, gibt es auch heute noch. Ob und wann es erneut in das geliebte Lateinamerika zu den «wunderbaren, lieben Menschen» geht, weiß der Pastor noch nicht.

Fest steht, dass die Exilanten selbst und auch deren Kinder, denen er auf seiner Reise begegnete, sich über eine erneute Begegnung mit dem Lebensretter freuen würden. Doch da würde er nur bescheiden abwinken. Und auch seine Frau sieht in ihm vermutlich keinen Helden: «Er war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort.»

Susanne Helmer
Nürnberger Nachrichten
25.10.2007

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