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Foto: Michael Matejka
Foto: Michael Matejka

Händler fühlen sich bestraft

Das Liegenschaftsamt verbietet am Trödelmarkt Tische im Freien

Der Trödelmarkt, obgleich schön am Henkerssteg gelegen, ist sicher nicht der belebteste Platz in Nürnberg. Was ein Grund dafür ist, dass sich die Geschäftsleute dort redlich um mehr Flair bemühen. Mit Klappstühlen und kleinen Tischen für Rast suchende Passanten zum Beispiel. Schon seit drei Jahren dekorieren sie "ihren" Platz, bisher hatte das Liegenschaftsamt nichts dagegen. Doch jetzt kam die Aufforderung: Stühle wegpacken und eine Sondernutzungserlaubnis beantragen.

"Alle Leute finden es schön, wenn Stühle und Tische auf dem Platz stehen", sagt Alejandro Franco, Inhaber des Schmuck- und Weingeschäfts Arauco. "Wir versuchen, im Sommer etwas Mittelmeer-Flair hierher zu bringen." Franco trinkt in der Mittagspause gerne seinen Kaffee in der Sonne, alte Damen sind froh über ein Plätzchen, auf dem sie kurz verschnaufen können, Touristen verweilen, um sich in Ruhe umzugucken.

Es gehe nicht darum, draußen Getränke auszuschenken, sagt Franco. "Wir möchten einfach etwas für den Platz tun." Aus einer Gemeinschaftskasse zahlen die Geschäftsleute Blumenkübel; sie gießen die Pflanzen, die von der Stadt auf dem Platz gepflanzt wurden und organisieren ein Sommerfest, heuer am 10. Juli.

Doch jetzt ist Schluss mit Mittelmeer an der Pegnitz. Bei der Stadt ging ein Beschwerde-Brief ein, das Liegenschaftsamt reagierte und verbot die Dekoration, bis ein Antrag gestellt und eine Gebühr von 16 Euro pro Stuhl und Tisch gezahlt ist. "Sie wollen doch nicht behaupten, dass der Platz schöner wird, nur weil jemand ein paar Stühle rausstellt", sagt Michael Müller vom Liegenschaftsamt. Dass die Stadt drei Jahre dem unerlaubten Tun zusah, erklärt er mit knappem Personal. Jetzt fühlen sich die Geschäftsleute für ihren Einsatz für die Stadtverschönerung bestraft. Dabei gilt ihr Zusammenhalt auch bei der Händlervereinigung "Erlebnis Nürnberg" als vorbildlich. "Die Werbegemeinschaft am Trödelmarkt funktioniert gut", lobt Sprecher Günter Morsbach.

Sie könne den Geschäftsleuten in der angeschlagenen Kaiserstraße durchaus als Vorbild dienen. Um die Zukunft der "Edelmeile" geht es demnächst bei Gesprächen im Rathaus, zu denen Wirtschaftsreferent Roland Fleck Händler und Hausbesitzer eingeladen hat. Ein Wunsch der Gastronomen und Händler an die Stadt ist hier, ähnlich wie am Trödelmarkt: Ohne bürokratischen Aufwand sollte es möglich sein, für Veranstaltungen draußen Tische oder Stände aufzubauen.

möl
Nürnberger Nachrichten
30.06.2004

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