Farbzartheit und der Charme des Maroden
Brasilianische Kunst in Nürnberg
Manchmal nehmen Kunstbegegnungen weite Umwege. Ausgerechnet in Nürnberg treffen jetzt zwei in Brasilien beheimatete Künstler aufeinander. Der Maler Siegbert Franklin und die Objektkünstlerin Helena Carvalhosa kennen sich gut, leben beide in São Paulo, doch unter ein Dach gebracht hat sie erst die Galerie Arauco (Trödelmarkt 13). Zwei komplett gegensätzliche Werke kommen damit zusammen und gehen ein spannendes Wechselspiel ein.
Carvalhosa zeigt urtümliche Materialcollagen aus rostenden Blechdosen, verwittertem Holz, aus Steinen und Tonscherben, Knöpfen, Puppenköpfen und allerlei anderen Alltagsfundstücken. Daraus schafft sie surrealistische Miniszenarien, die auf die fragile Schönheit der einfachen Dinge aufmerksam machen oder mit skurrilem Witz den brüchigen Traum vom Glück parodieren.
Zwischen diesen spröden und zugleich höchst charmanten "Objets trouvés"-Gebilden setzen Franklins Gemälde wunderbar zart leuchtende Farbakzente. Seine Motive sind Kegel, florale Elemente, Stühle mit gezackten Kronen, die auf Dächern balancieren oder kleine Häuser tragen. Dabei gewinnen die Gegenstände ein märchenhaftes Eigenleben, scheinen fast miteinander zu kommunizieren.
Ergänzt wird das kontraststarke brasilianische Doppel von Skulpturen des bolivianischen Bildhauers Gonzalo Cardozo. Während seine fließend weichen Tonskulpturen die Sanftheit von "Mutter Erde" symbolisieren, thront der Stein wie ein behäbiger Sack auf seinem eisernen Thron und klammert sich an seine Macht.