Aufbruch in ein neues Künstlerleben
Der Pathologe und Maler Osvaldo Bacman zeigt bei Arauco seine Abschiedsausstellung
Abschied nehmen heißt es demnächst für den in Nürnberg lebenden Argentinier Osvaldo Bacman: Der Pathologe gibt nicht nur seinen Beruf auf, sondern zieht auch nach Köln. "Abschied" heißt auch die Ausstellung mit abstrakten Bildern sowie in Buenos Aires entstandenen Fotografien, die am Wochenende in der Galerie "Arauco" eröffnet wird.
Wenn ein Pathologe in seiner Freizeitmalt, dann lässt das Raum für Spekulationen. Morbide Kunst, in Szene gesetzte Leichenteile? Weit gefehlt. "Mit Toten habe ich überhaupt nichts zu tun", stellt Osvaldo Bacman klar. "Wir untersuchen Gewebeproben." Als malenden "Quincy" hatte ihn eine Boulevard-Zeitung einmal dargestellt. Er schlug die Hände über dem Kopf zusammen und entschuldigte sich erstmal bei den Kollegen vom Pathologen-Verband.
"Die hatten sich aber schief gelacht über den Artikel", erinnert sich Bacman. Wasman gemeinhin aus den Krimis im Fernsehen kennt und schlicht unter Pathologie einordnet, ist in Wirklichkeit die Gerichtsmedizin. Als Ehefrau Diana später vorbei huscht und besorgt fragt, ob er der Dame von der Presse denn auch genau gesagt habe, was er beruflich macht, kann Bacman sie direkt beruhigen.
Seit 32 Jahren lebt das argentinische Ehepaar nun schon in Deutschland, dem Land von Osvaldos Vorfahren: Seinen Namen verdankt er seinem 1870 aus Deutschland ausgewanderten Urgroßvater. Dem Herrn Backmann kamen im Laufe der Zeit das k und ein n abhanden.
Der Ausstellungstitel "Abschied" weist allerdings nicht auf eine Rückkehr ins Heimatland hin, sondern erstens auf das Dasein als Rentner ("Das Wort mag ich gar nicht") und zweitens auf den Umzug nach Köln Anfang des kommenden Jahres, wo sich der agile 66-Jährige, der vor seiner Zeit in Franken 16 Jahre in Düsseldorf lebte, dann ein richtiges Atelier mieten will. Bisher frönte er seiner großen Leidenschaft in seinem Haus im Nürnberger Norden.
Von Kindesbeinen an war Osvaldo Bacman quasimit Kunst konfrontiert: Nicht durch seine Eltern, sondern weil er direkt gegenüber der Hochschule für Bildende Kunst in La Plata aufwuchs, dort schon früh Kurse für Kinder besuchte — und aus der Nationalbibliothek um die Ecke stapelweise Bildbände über den Kubismus nach Hause schleppte. Trotzdem entschied er sich fürs Medizinstudium, wobei er im ersten Semester wegen eines Streiks sehr viel Zeit hatte: "Ich habe kaum getrunken und gegessen, sondern nur gemalt", erinnert er sich. Als er den Eltern dann verklickern wollte, dass er seinen Berufswunsch auf Künstler geändert hat, erntete er ein klares "No!". Damit war die Sache erledigt.
Eine Entscheidung, die der bescheidene Mediziner dennoch nie bereut hat. "Heilkunst ist doch auch eine Kunst", wirft seine Frau ein und Bacman ergänzt: "Ich hatte dadurch nie den Druck, von meiner Kunst leben zu müssen." Der Vater von drei Kindern zog vielmehr Inspiration aus seiner Arbeit: "Wenn ich durchs Mikroskop schaue, sehe ich wunderbare, farbige Bilder." Für seine neuesten, mit Pastellfarben gemalten Werken standen dann auch kleinste Zellstrukturen Modell. Die sind beim Blick durch die Linse schwarzweiß, die Farben entspringen der Fantasie des Opernliebhabers.
Ein Teil der bei "Arauco" gezeigten Werke beschäftigt sich mit der "dritten Dimension": Als Basis dient Bacman das Quadrat, von dem aus er räumliche, sehr klare und aus der Fläche herauskommende Strukturen schafft, die sich dem Betrachter förmlich entgegen strecken und zu optischen Täuschungen führen. Seine akurate Arbeitsweise führt er auf seine Persönlichkeit und auch auf den Beruf zurück: "Als Arzt dürfen Sie keine Fehler machen. ,Ein bisschen was malignes‘ gibt es eben nicht." In seinen Bildern gebe es immer Elemente, die sich befreien, und solche, die begrenzt seien. Wie im wahren Leben eben.